Die Bäderarchitektur / der Bäderstil in Göhren

Besuchern der Ostseebäder in Mecklenburg-Vorpommerns sind sie bestimmt schon einmal aufgefallen, die filigranen, weißen Gebäude in den Straßen einiger Orte von Rügen, Usedom und der weiteren Ostseeküste. Sie haben etwas märchenhaftes an sich und verströmen eine erhabene architektonische Ausstrahlung.  Sie sind beliebtes Motiv der Postkarten, welche in den Kiosken und Tourismuszentralen zum Verkauf auslegen. Die Rede ist – nicht nur Einheimische werden es schon geahnt haben – von den Gebäuden im sogenannten Bäderstil. Diese finden sich auf Rügen unter anderem als Hotels Göhren und Sellin. Aber auch an weiteren Orten der Ostseeküste finden sich Seebäder mit diesem Gebäudestil, wie etwa das Seeheilbad Graal Müritz. Ähnlich wie auch in anderen Seebädern sind auch die Hotel Graal Müritz partiell in solchen Bauen untergebracht.

Geschichte

BäderstilDer Bäderstil entstand in der Zeit des ersten Höhepunktes des Bädertourismus am Ende des 19. Jahrhunderts. Zu dieser Zeit bekam die Insel Usedom auch ihre Betitelung als „Badewanne Berlins.“ In den letzten Jahrzehnten  des 19. Jahrhunderts wurden einige ehemals kleine Fischerdörfer an der Ostsee weithin populär bei Badegästen. Da in dieser Epoche Reisen eher etwas für Gutbetuchte waren, mussten die Unterkünfte entsprechend hochwertig gestaltet sein. Die Bäderarchitektur prägte recht schnell das Ortsbild von Göhren, Binz (zu den Hotels Binz), Baabe (zu den Hotels Baabe), Sellin, Bansin, Ahlbeck, aber auch Kühlungsborn und Heiligendamm.

Charakteristika

Charakteristisch für die Bäderarchitektur auch bei den Hotel Göhren sind seine zwei- bis vierstöckigen Bauten mit Veranden oder Balkonen.  Die Fenster sind typischerweise als Rundböcken oder Rechtecke gehalten, bisweilen versehen mit Halbsäulen. Die Dachfenster besitzen oftmals Dreiecksgiebel, geschweifte Giebel oder kleine Türme. Aus stilistischer Sicht handelt es sich um klassische Elemente, welche aber in freier Kombination verwendet werden. Dazu kommen vereinzelt Formen des Jugendstils. Die Gebäude bestehen häufig aus Holz mit Bestandteilen aus Stein. Mit ihrer weißen Farbe überstrahlen sie als Ensemble oftmals die weiteren Gebäude in der Nähe. Es wurden im Bäderstil aber auch unter anderem Beige und Olivgrün verwendet, welche einen auffälligen Kontrast zu den weißen Pendants bilden.

Verwendung in der Gegenwart

In der Zeit der DDR wurde die Pflege von vielen der Gebäude vernachlässigt, wodurch ihr optischer und technischer Zustand litt - so auch auf Rügen bei den Hotels Göhren. Nach der Wiedervereinigung erlebte beinahe die gesamte Ostseeküste einen starken Aufschwung als Tourismusregion. Im Zuge dessen wurden die meisten Bauten in der Bäderarchitektur restauriert. Heute beherbergen Sie vielfach Unterkünfte wie Hotels Göhren, Ferienwohnungen oder Appartements. Durch die Restaurierung prägen sie wieder die Straßen der Ostseebäder und tragen sicherlich ihren Teil zu deren Popularität bei. Um ein einheitliches Gesamtbild zu schaffen, sind natürlich nicht nur alte Bauten restauriert worden – auch bei neuen wurde der Bäderstil adaptiert.  Sichtbar ist dies unter anderem in Sellin nahe des Ostseebade Göhren. Die Seebrücke dort zeigt Elemente der Bäderarchitektur, obwohl sie  erst nach der Wiedervereinigung in jetziger Form aufgebaut worden ist. Sie fügt sich damit nahtlos in das Ortsbild ein, da die berühmte Wilhelmsstraße direkt auf sie zuläuft. Im Ort selbst gibt es aber auch schöne Bauten im Bäderstil, welche bei einem Aufenthalt dort etwas für das Auge bieten.